Ninh Binh, das Land, das mich die Liebe lehrte.

Teilnahmecode für den Wettbewerb: ab0e4acada934eb2865a8ed5903a941e

Einheit: Einzelperson

Ort der Entstehung: Hamlet 7, Xã Khánh Hội, Ninh Bình, Việt Nam

Meine Kindheit war eng mit einem strohgedeckten Haus mit Lehmwänden verbunden, wo in stürmischen Nächten die Familie alles bedeutete. Jedes Mal, wenn ein Sturm aufzog, sah ich meine Eltern, wie sie sich an einer Säule festklammerten, um das Haus zu stützen, aus Angst, es könnte einstürzen. Meine drei Brüder und ich wurden in einen Korb gelegt, in Regenmäntel gewickelt und unter das Bett geschoben – das war der sicherste Ort. Nach dem Sturm gab es eine Überschwemmung, und die Füße meiner Eltern wurden vom Wasser aufgefressen, was schmerzhaft und juckend war. Wir drei Brüder wurden auf einen hohen Tisch mitten im Haus gesetzt, umgeben von Wasser, und den ganzen Tag lang mussten wir nichts anderes tun, als die Enten davon abzuhalten, an den Hauswänden zu picken. Damals, in meiner kindlichen Seele, entstand ein Traum: „Wenn ich Mi Nuong wäre, die Tochter des achtzehnten Hung-Königs, würde ich Thuy Tinh heiraten, damit es keine Stürme, keinen Donner und keine Überschwemmungen mehr gäbe und meine Eltern und die Dorfbewohner nicht länger leiden müssten …“ Heute, als Erwachsene, weiß ich, dass dieser Traum nicht in Erfüllung gehen muss. Nicht etwa, weil die Stürme aufgehört hätten, sondern weil ich eine Macht gefunden habe, die größer ist als Thuy Tinh: die Macht der menschlichen Liebe. Egal wie heftig die Stürme toben, sie können die menschliche Liebe nicht ertränken; inmitten des Sturms wächst die Verbundenheit sogar noch, „wenn ein Pferd leidet, hören alle im Stall auf zu fressen“. Wenn ich an jene stürmischen Tage zurückdenke, empfinde ich keinen Schmerz mehr, sondern nur noch Glück und Stolz. Glück, weil ich eine behütete Kindheit hatte und in Liebe aufgewachsen bin, und Stolz, weil das Blut von Lac Hong in meinem Herzen mich gelehrt hat, Stürme in die Kraft der menschlichen Liebe zu verwandeln.